So kam ich zum Jodeln

oder das Jodeln zu mir?

Es war einmal...  ein Sommermusikfest auf dem kleinen Knüllköpfchen in Nordhessen. Das Festzelt mit 300 Menschen gestopft voll, etwa 70 Workshops wurden auf der Bühne vorgestellt. Einer war besonders schön, es wurde etwas mit "ueehpara" gesungen, 3-stimmig (sich vorzustellen mit 300 Leuten!) also, da will ich hin! Auf der Suche nach dem Veranstaltungsort fragte ich nochmal nach dem Weg. "Ach so, Du willst zum Jodeln?" "Nee, ich will zu diesem ueepara-Chor, beim Hans" "Ja, das ist das Jodeln, du bist hier richtig!" ÖÖhhh, Jodeln? Na denn, bin schließlich schon da! So kam ich in ein geräumiges Marmor-Treppenhaus, alles stand voll mit Leuten, auf dem Treppenabsatz erkannte ich den Chorleiter wieder. Und dann, kaum zu beschreiben, hat's mich voll weggeblasen! 3-stimmige Jodler, ganz was anderes, als ich erwartete, der Wahnsinns-Hall im Treppenhaus, mit etwa 30, 40 Leuten... Ich fing an zu heulen, die Tränen liefen über meine Wangen, doch mein Gesicht strahlte bis zu den Ohrwatscheln! Vollkommen ergriffen von den Harmonien, dem Dreiklang, der Intensität des Erlebens war es nun um mich geschehen! Es war wie "nach Hause kommen." So ging ich jeden Tag in diesen Workshop, und weitere 7 Jahre auf das Sommermusikfest, nicht einmal ließ ich das Jodeln aus!

 

Bald fing ich an, selbst zu üben, mit einem kleinen Aufnahmegerät und einer Lautsprecherbox, zweistimmig. (Nicht immer zur Freude meiner Mitbewohner und Nachbarn :-D) Über ein Mehrspurgerät dann 3-stimmig, und schließlich meldete ich einen Kurs an der Tübinger Vhs an. Der kam unerwartet gut an, hatte dann gleich im ersten Kurs ein Zeitungsinterview, dann kam sogar das Fernsehen (SWR3), alles Bestens. Im nächsten Dauerkurs hab ich dann versagt. Die Leute sprangen ab, ich fiel von meinem Sockel, wurde schließlich krank und durfte auf diesem Weg lernen, wie man einen Jodelkurs NICHT leitet. Aufgeben ist nicht mein Ding, neue Versuche liefen zunehmend besser. Mittlerweile fühle ich mich "sattelfest", es gibt Kurse in Tübingen, Gomaringen, Burladingen, Münsingen, Leonberg, Vaihingen/Enz, sogar in anderen Bundesländern! Auch finden monatlich offene Jodeltreffen statt, bei mir daheim oder in der umliegenden Gegend.

 

Ein Leben ohne Jodeln kann ich mir gar nicht mehr vorstellen! Es hilft bei Depressionen, man darf richtig laut sein und dabei viel Spass haben, die Jodel-Leute sind ALLE total nett, in den Kursen wird viel gelacht und es ist genau das, was ich von Herzen gern mache!

 

Mittlerweile bin ich "zertifizierte" :-D Jodellehrerin, habe knapp 100 Jodler im Repertoire, etwa die Hälfte davon kommt in den Kursen zum Einsatz (natürlich nicht in einem Einzigen!). Damit nie Langeweile aufkommt, mache ich in jedem Kurs andere Jodler. Ich lerne gerne neue Jodler dazu, habe auch schon ein paar Eigene erschaffen, gehe gern mal zu Anderen in die Kurse, Neues lernen, auch, wie machen die das? Meinem Stil werde ich treu bleiben, d.h.: kaum Notenblätter in den Kursen, Aufnahmen aus dem Kurs werden per e-mail anschließend versendet, und, nein, ich lerne nicht Akkordeon!

 

Jeder Jodelkurs, den ich gebe, erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit, ich liebe es, wenn die Menschen mit einem Jodler auf den Lippen und einem Lächeln im Herzen nach Hause gehen.

Ich bin voll froher Erwartung, was das Jodeln im Schwabenland anbelangt, wenn sich die Täler und Hügel mit Juchzern und Jodlern füllen, so wie das Jodeln meine Seele füllt, überschäumend vor Lebenslust und im Einklang, Zwieklang oder Dreiklang sich mit der Natur und dem Leben verbindet...

 


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